Das wunderbare bei Gastposts ist, das sie so unterschiedlich sind… als ich ein paar lieben Blog-Freunden eine Email geschickt habe und gefragt habe, ob sie mir etwas über die Liebe verraten kamen die unterschiedlichsten Sachen raus!! Und so ist das auch mit diesem Post.. die wunderbare Anna von Anna im Backwahn sagte sofort – Liebe!! Oh ja, das ist meine Oma!! Ich war gespannt.. und als ich mein Postfach öffnete und diesen Post las, war ich zu tränen gerührt… Ich wünsch Euch einen wunderbaren Sonntag mit viel Eiswürfeln im Fussbad und einem kleinen Tränchen der Liebe!
Liebe Tastesheriff-Leser, auch ich darf mich einreihen in die Riege der Liebes-Gastblogger für Clarettis Hochzeitssaison und fühle mich zutiefst geehrt. Vor allem, da wir uns auch noch nicht persönlich kennen, dies aber im Laufe der Zeit unbedingt nach holen müssen.
Soso, einen Gastpost zum Thema Liebe soll ich also schreiben. Da würde sich natürlich meine eigene Hochzeit im September anbieten, wobei sich meine Beziehung zu Herrn M. in einem Satz beschreiben lässt, den ich vor einiger Zeit auf Pinterest aufgeschnappt habe: „When it comes to marriage, make sure to marry someone, who will have your back in the zombie apocalypse! – Wenn du einmal heiraten wirst, sei sicher, dass er derjenige ist, der dir den Rücken frei halten wird, wenn die Zombies kommen!“ Herr M. nickt gerade hinter seinem Laptop auf der anderen Seite des Tisches
Da wir das nun abgehakt haben, können wir ja zu einer Liebe in meinem Leben kommen, die nichts mit Schmetterlingen im Bauch und haufenweise Sms mit Smileys zu tun hat. Heute erzähle ich euch von meiner Oma. Meine Oma, Mutter meiner Mutter, war Zeit meines Lebens eine Konstante. Als wir klein waren, bin ich mit meinen Schwestern oft übers Wochenende zu ihr gefahren und wir durften übernachten (eigentlich wollten meine Eltern doch nur ihre Ruhe vor der Kinderschar ;-)). Wir durften lange auf bleiben und Fernsehen, sie ist mit uns an den See gefahren, um die Enten zu füttern und im Herbst hat sie immer Zwetschgenknödel aus Kartoffelteig gemacht. An der U-bahn-Haltestelle hat sie fremde Menschen angequatscht „…meine Enkelin und ich fahren jetzt in die Stadt….“, was mir immer ganz peinlich war, aber so war sie: lebhaft, kommunikativ und voller Wärme.
Je älter ich wurde, desto weniger wurden die Wochenenden bei ihr, aber die seltenen Besuche (und das, obwohl wir in der gleichen Stadt wohnten) waren immer schön, weil man sich bei ihr einfach wohl gefühlt hat. Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem wir feststellten, dass ihr Gedächtnis nachlässt und sie „eben älter“ wird.
2009 wurde sie an der Niere operiert und ab da häuften sich die Ereignisse, die uns stutzig werden ließen. 2010 wurde Alzheimer diagnostiziert und wir als ihre Familie mussten uns damit auseinander setzen, was das für sie und uns bedeutet. Bevor man für einen Alzheimer Patienten die richtige Einstellung der Medikamente findet, sieht man sich mit einer Reihe von Persönlichkeitsveränderungen wie Aggressionen oder auch depressiven Schüben konfrontiert. Wir haben versucht, so gut wie möglich für sie da zu sein und mein Anteil bestand darin, meine Oma zu ihren Terminen zu fahren, weil ich Angst hatte, sie würde sich verlaufen. Aus dieser Aufgabe sind noch mehr geworden, da diese Krankheit keine Rücksicht darauf nimmt, ob du gerade Zeit dafür hast oder nicht. Und mit jedem Essen, das ich für sie kochte, mit jedem Termin und jedem Telefonat, das ich für sie erledigte, spürte ich, wie meine Verantwortung für sie wuchs. Und dass ich jetzt an der Reihe war, auf sie aufzupassen und mich um sie zu kümmern. Zusammen mit meiner Mutter und dem Rest der Familie habe ich dafür gesorgt, dass es ihr an nichts fehlte. Ein Pflegedienst musste her, ein adäquates Bett und immer wieder Kämpfe mit Behörden und Ämtern und Ärzten und gleichzeitig mit Oma auf dem Sofa sitzen und ihr das Gefühl geben, dass sie nicht alleine ist.
Die Welt hatte sich plötzlich gedreht und aus der Oma, die ich schon immer lieb hatte, wurde die Oma, deren Wohl eine Tagesaufgabe für mich wurde. Die Zuneigung wurde immer tiefer und das Wort Zuneigung reichte nicht mehr aus und beschrieb meine Gefühle nur unzureichend. Diese Liebe hat mich aus heiterem Himmel getroffen und sie war und ist genau das, was die abermillionentausend Liebeslieder dieser Welt besingen: bedingungslos und frei und warm und aus tiefstem Herzen. Ich war bereit, alles für meine Oma zu geben, wenn ich hätte müssen: Zeit, Blut, Organe, mein Leben.
2011 habe ich mit Freundinnen Urlaub in New York gemacht und habe mir vor Ort ein Tattoo mit den Worten „Love will find you“ stechen lassen. Dieses Tattoo ist meiner Oma gewidmet, denn diese Liebe zu ihr hat mich gefunden; ich habe sie nicht gesucht, plötzlich war sie da und hat mich zu Dingen befähigt, die ich mir vorher im Traum nicht zugetraut hätte.
Foto: Avec Amis
Einen Tag, bevor meine Oma starb, saß ich stundenlang an ihrem Bett und habe ihr immer wieder gesagt, wie sehr ich sie liebe. Und in meiner Rede an ihrer Beerdigung habe ich gesagt, dass es niemals jemanden geben wird, der ihren Platz einnehmen kann. Und dass ich mir wünsche, ich würde eines Tages auch so viel Liebe wie sie zurück bekommen.
Es zerreißt mein Herz, dass meine Oma nicht dabei sein wird, wenn ich in zwei Monaten die Liebe meines Lebens heirate, aber ich weiß, dass sie zufrieden wäre mit meiner Wahl. Und dass sie sagen würde: „Aber pass gut auf meine Anna auf!“
Liebe Clara, sicherlich ist dies eine traurige Erzählung zu deinem so wunderbaren und lebensbejahenden Ereignis. Aber wenn wir einen Schritt weiter in die Zukunft denken, sieht sich die eine oder andere vielleicht als Oma und all denen wünsche ich, dass sie einst genauso geliebt werden.
Dir und deinem frischgebackenen Ehemann wünsche ich von Herzen alles Gute und dass es in eurem gemeinsamen Leben vor Liebe und Glück nur so wimmelt und ihr sagen könnt: „Love has found me!“
Ganz, ganz viele Liebesgrüße aus dem Süden in den Norden
Liebe Anna – yes.. Love has found me.. (ehrlich gesagt sogar so wie ich es mir nie vorgestellt habe – vor fast 7 Jahren, nachts um 4 auf der Reeperbahn.. aber das ist eine andere Geschichte!!!). 1000 Dank fürs Teilen dieser emotionalen Geschichte!!
Blogger, Stylist, Tastemaker – als Stylistin aus Hamburg und Nordfriesin lebe ich inzwischen zwischen Stadt und Land, mit Familie und immer einem Lachen auf den Lippen. Seit 2011 gibt es diesen Blog auf dem ich mehrfach die Woche neue Ideen und Inspirationen mit Euch teile. Ob Rezepte, DIYs, Reisen oder einfach nur persönliche Geschichten. Schön, daß Ihr da seid….
Oona sagt
Hallo Anna,
ich bin sehr gerührt von der Geschichte von Deiner Großmutter und Dir. Wie ein Leuchten in dieser Zeit, wo Wärme und Liebe so besonders kostbar sind.
Danke Clara, für das Raum geben.
Herzlichst
Oona
Michaela Jentsch sagt
Danke für diesen wundervollen, berührenden Beitrag.
Mit Kloß im Hals und dem Bild meiner Oma im Herzen,
herzlichst
Michaela
moey sagt
Oh Anna, was für eine wunderschöne und rührende Geschichte über die Liebe! Vielen Dank für das Teilen.
Das Tattoo gefällt mir auch richtig gut und hat eine wunderbare Bedeutung!
Schönen Sonntag noch und nette Grüße,
Maja
relleomein sagt
Ganz schön schwierig zu schreiben, wenn man so dicke Tränen in den Augen stehen hat. Ein wunderbarer Post…vielen Dank Anna das Du diese sehr persönliche Geschichte mit uns teilst! Fühl dich gedrückt…
Anna sagt
Ich danke dir <3 Es ist mir eine Ehre gewesen :-)
Meliha sagt
Deine Geschichte ist wunderschön..aber auch natürlich sehr traurig…
Meine Omi ist auch vor 5 Jahren von uns gegangen..und ich vermisste sie jeden Tag noch mehr und es wäre so wunderschön gewesen wenn auch so auf meiner Hochzeit dabei gewesen wäre, aber eins weiss ich ganz bestimmt – sie sind immer bei uns, egal wo wir sind!
Liebe Grüße Meliha
Eva (Deichrunner's Küche) sagt
Hallo Anna,
das hat du wunderbar und sehr einfühlsam geschrieben und ich kann dich so ganz verstehen: ich habe – zusammen mit meiner Familie – meinen Alzheimer kranken Vater 5 Jahre gepflegt:in diesen 5 Jahren habe ich meinen Vater erst richtig lieben gelernt!
Alles Gute weiterhin für dich!
Liebe Grüße
Eva
Sonnenschein sagt
Liebe Anna,
was für eine Liebeserklärung.
Deine Oma war eine wunderbare Frau und sie hatte eine sehr liebevolle Enkelin. Danke das du uns an diesem so persönlichen Ereignis in deinem Leben teilnehmen läßt.
Leider konnte ich die letzten Zeile nur sehr langsam lesen, da mir die Tränen im Auge standen.
Für mich ist wieder einmal deutlich geworden, dass man jeden Moment genießen sollte und das irgendwann vielleicht einmal der Zeitpunkt kommt, dann dem man die Liebe und Zuwendung, die man erhalten hat, zurück geben darf.
Ganz lieben Gruß
Teresa
Hannah sagt
Liebe Anna,
du hast mir tatsächlich ein paar Tränchen die Wangen runterkullern lassen. Vielen Dank für deine wunderschöne und so persönliche Geschichte!
Ich habe danach direkt bei meiner Oma angerufen, denn du hast mich mal wieder daran erinnert was für ein Glück ich habe dass sie noch da und so fit ist.
Liebe Grüße,
Hannah
Astrid sagt
Au weia….ich hab gerade den Beitrag gelesen und schön immer links aus dem Fenster geguckt, damit mein Herr M. nicht sieht, was für dicke Krokodilstränen sich in meinen Augen gebildet haben. So eine berührende Geschichte. Schön, dass Du sie mit uns geteilt hast, liebe Anna. Bei meiner Hochzeit Ende September wird auch eine ganz wichtige Person fehlen, aber ich bin mir sicher, dass sie doch alle beide bei uns sind!! Liebe Grüße aus Hamburg, Astrid
das tuten der schiffe sagt
liebe anna,
schluchzende grüße und vielen dank für diesen beitrag, von dem ich sooo viel aus meiner liebe zu meiner oma wiedererkenne.
ich halte viele andenken an meine oma in ehren, unter anderem ihr kleines apfelschälmesser, von ihr damals “hümmchen” genannt. manchhmal baue ich es in posts ein, wenn ich was gekocht habe…
und eine tattoogeschichte von ihr und mir gibt es sogar auch: als sie meines zum ersten mal sag, sagte sie. “kind! das haben doch nur nutten und piraten!”
die fähigkeit, so kompromisslos zu lieben bleibt!
herzliche grüße, anja
Mahle Man sagt
Tolle Geschichte, die Tränen kullern und ich denke gerade an meine Oma!
Sie war der tollste und liebste Mensch auf dieser Erde.
Oma ich vermiss Dich sehr!
Wir sehen uns irgendwann wieder und vielleicht teil ich mein Zimmer dann wieder mit Dir… und dann hör ich Dich Nachts wieder schnarchen :)
Ich liebe Dich!
Danke für die Geschichte und das ich gerade wieder in alten Erinnerungen schwelge.
julia I mintlametta sagt
jede oma ist einzigartig. ebenso die liebe von ihr / zu ihr. ich bin sehr dankbar, dass ich durch diesen gastpost einen einblick in annas-oma-welt bekommen durfte. zu tränen gerührt, an deine und an meine verstorbenen oma(s) denkend sitze ich hier. einfach nur alles liebe für dich liebe anna und auch natürlich für dich liebe clara!
Fee sagt
<3 Mehr gibt es dazu nicht zu sagen!
Fee sagt
Das sollte ein Herzchen werden :)!
Natalie im Holunderweg sagt
Liebe Anna,
ich versuche grade, die Tränchen, die sich in meinen Augen sammeln, davon abzuhalten, meine Wangen hinunterzukullern. Gebau wie du es beschreibst, empfinde ich die Liebe zu meinen Omas, die zum Glück beide noch da sind, als etwas ganz besonderes. Und wenn man erwachsen ist, ist es nicht mehr die Oma, die sich Sorgen um ihre Enkelkinder macht, sondern andersherum.
Danke für deine schönen Worte!
Natalie
Andrea sagt
Liebe Anna,
ich bin beeindruckt von deinem Text. Schön, dass du an die Liebe zur Oma denkst, wenn du was zu dem Thema schreibst. Von dieser Liebe wird viel zu wenig erzählt.
Der Spruch gefällt mir sehr gut.
Vielen Dank!
Andrea
lou sagt
rotz und wasser… was für eine schöne geschichte! ich schicke ganz viel liebe zur oma und dir. love will never end!
Anna Steinchen sagt
Liebe Anna,
ich bin eine fleißige Leserin deines Blogs und deswegen “kenne” ich deine Oma… aber dieser Text ist wirklich so wunderschön geschrieben. Am Ende hatte ich Tränen im Auge. Deine Oma wäre unglaublich stolz auf dich, dass du in zwei Monaten heiraten wirst!
Ich liebe die schönen Bilder.
Viele liebe Grüße,
Anna