Ihr Lieben,
wow – da ist er schon – der Dezember! Der November hat uns einiges abverlangt. Ganz so hatten wir es uns nicht vorgestellt. Aber eins nach dem anderen.
Wie ist die Stimmung?!
Seit Anfang November sind unsere Gäste eingezogen – eine Mutter mit zwei süßen Töchtern im Alter von 2 und 5 Jahren aus Kremenchuk. Der Vater ist auch bereits in Hamburg. Er hat vor Kriegsausbruch die Ukraine verlasse, um als Elektriker in Belgien zu arbeiten und ist dann nicht zurückgekehrt, sondern nach Deutschland gegangen. Nun ist seine Familie nach gekommen, aber wollte nicht in die Erstunterkunft auf dem HSV Parkplatz, was man ja auch gut nachvollziehen kann.
Das Zusammenleben klappt gut. Wir nehmen alle Rücksicht aufeinander und haben uns inzwischen ganz gut eingespielt. Natürlich habe ich zu Anfang gedacht, dass wir nun ständig zu siebt zum Abendessen am großen Tisch sitzen. Das hat sich aber nicht so entwickelt. Das liegt an den anderen Essenszeiten und Gewohnheiten. Aber auch da sind wir ganz wertfrei ran gegangen und setzen keine Erwartungen aneinander. Und das macht es herrlich unkompliziert.
Natürlich ist nicht alles so locker – das ist ja klar. Die sprachliche Barriere ist schon ne große Nummer. Und das auch in einer Familie, die sehr viel Wortwitz und Humor im Alltag lebt. Aber auch das funktioniert inzwischen recht reibungslos. Wir greifen mündlich meistens auf die App SayHi zurück und können so ganz gut übersetzen. Wichtig ist es, kurze knappe Sätze zu verwenden. Sobald ein Relativsatz eingefügt wird, kommt die App ins Straucheln und es entstehen die lustigsten Übersetzungen. Schriftlich verwenden wir Deepl. Das geht richtig gut.
Bisher ist leider kein Ende in Sicht. Wir haben es auf zwei Monate begrenzt und natürlich wünschen sie sich eine Wohnung. Aber ehrlich gesagt läuft das mit der Wohnungssuche nicht so einfach. Wie soll das auch funktionieren mit der sprachlichen Barriere… Also – wenn jemand was hört. Ihr ahnt es. Es muss leider in Hamburg sein und darf maximal 935 Euro kalt kosten. Ich knie mich jetzt selbst ein wenig dahinter, soweit ich Zeit dazu haben, denn da ist noch etwas anderes…
Da gab es noch diesen Fahrradunfall vom Mann und der Großen. Und das Resultat ist ein gebrochenes Bein bei unserer Tochter. Wow… das wirft alles durcheinander. Der Klassenraum ist im ersten OG, viele Aktivitäten und Sport fallen aus und leider auch das Mittagessen und die Nachmittagsbetreuung für sie. Also wird sie täglich um 13 Uhr aus der Schule geholt, es gibt Mittagessen zu Hause und danach irgendwelche Beschäftigungen im Haus. Und ganz banale Sachen wie Hose anziehen und der nächtlichen Toilettengang müssen von uns betreut werden. Und natürlich fehlen halt auch die Hände, um sich eigenständig ein Glas Wasser zu holen und co. Zudem ist die Wunde unter dem Gips noch recht groß, sodass die Krankenhausbesuche noch recht häufig sind. Und das Mama-Taxi ist quasi dauerhaft unterwegs. Sie macht es aber von Tag zu Tag besser. Das Ganze geht ja glücklicherweise vorbei, aber bündelt aber natürlich sehr viel Energie, Kraft und natürlich auch Liebe. Am 12.12. kommt der Gips ab. Ich vermute sie und wir freuen uns gleichermaßen.
Was hab ich für mich gemacht?!
Ich komm ehrlich gesagt momentan etwas zu kurz! Das merkt man mir auch ein wenig an. Meine Zündschnur ist kurz, meine Müdigkeit groß.
Ich war zwar die letzten Wochen auch abends viel unterwegs. Mein Highlight war hier die Abendveranstaltung von Neverland Vineyards in der XO Seafoodbar. Die Weine waren wirklich sehr gut und der Winzer extrem sympathisch und nett. Aber es gab auch Abende bei Freundinnen und einige politische Veranstaltungen, an denen ich teilgenommen habe. Zudem hatte ich im November Geburtstag. Normalerweise genieße ich den Tag alleine. Zumindest wenn ich unter der Woche Geburtstag habe. Ich geh Bummeln, lasse mich treiben und mache Sachen, auf die ich Lust habe. In diesem Fall haben wir den Vormittag im Krankenhaus zum Gipswechsel verbracht und die Große und ich sind dann frühstücken gegangen. Das war auch OK und schön, aber anders.
Was hat mich zum Lachen gebracht?!
Natürlich viele Situationskomik, wenn man sich auf unterschiedlichen Sprachen über Apps unterhält. Genau kann ich es nicht wieder geben.. aber ihr könnt es Euch vorstellen, wie oft diese Situationen auch für viel Gelächter sorgen! Übrigens wusstet Ihr, dass Butterbrot auf ukrainisch auch Butterbrot heißt?! Und Tee – als Chai ausgesprochen wird.
Das hab ich ich gelernt?!
Wie das mit dem Reetdachdecken funktioniert! Also nicht persönlich in der Umsetzung, aber zumindest durch lange Beobachtungen. Wir sind trotz der Gäste für ein Wochenende nach Nordfriesland gefahren. Das tat uns als Familie sehr gut! Und dort wird gerade das Reetdach gedeckt! Es ist super spannend wie die beiden Reetdachdecker das Reet hoch werfen und es dann befestigen. Zumindest in der Theorie könnten wir es jetzt auch! hah! Wobei ich mich ja nie aufs Dach wagen würde.
Was war ein toller Moment?!
Ich glaube, wir haben momentan sehr viele tolle Momente. Zum Einen erleben wir uns als Familie wieder neu. Ich merke, wie unglaublich offen die Kinder sind, aber wie sie auch ganz klar ihre Grenzen kennen uns ich ihre Kraft aus unterschiedlichen Sachen ziehen. Wir merken, wie wenig materiell unsere Kinder sind. Ein Punkt, den ich ganz anders eingeschätzt habe. Es ist für sie viel weniger ein Thema, ihr Spielzeug zu teilen, als es zum Beispiel für mich als außenstehende Beobachterin.
Und es ist wunderbar zu beobachten, wie groß die Fürsorge bei allen rund um die Große ist. Die kleine Schwester kümmert sich rührend um ihre Schwester und auch die Freundinnen streiten sich quasi darum, wer an welchem Tag den Schulranzen oder das Buch tragen darf. Irgendwie ist ganz viel Liebe und Freundschaft in der Luft und das fühlt sich unglaublich gut an.
Was gab es zum Essen?
Puh – ja – da muss ich sagen – da ist im Dezember noch Luft nach oben. Irgendwie ist die Essensituation momentan nicht so einfach. Zwei mal am Tag etwas zu zubereiten, was groß und klein schmeckt, sorgt nicht unbedingt zu kulinarischen Hochgenüssen bei mir, sondern setzt mich vor allem unter Druck. So gab es viel Pasta – mit und ohne Soße, Abendbrot, Milchreis, Pfannkuchen, Griesbrei und co. Unsere Gastfamilie ernährt sich von viel Suppe. Und es gab auch zweimal ukrainisches Essen für uns. Das war auch spannend.
Aber wir haben auch schon zwei Mal Raclette gegessen und am vergangenen Wochenende gab es Grünkohl bei Freunden. Also ein buntes Potpourri.
Mein Lifehack
Ich weiß nicht, ob wir das schon hatten, aber ich habe zwei 1 L Stelton Thermoskannen. (Werbung / Amazon Partnerlink). Davon mache ich morgens direkt eine (und manchmal auch direkt zwei) mit Tee und nehme sie mit an meinen Schreibtisch! So bekomme ich es ganz gut hin, genug zu trinken. Das bedeutet leider auch, dass ich schon 1-2 mal kurz eine Videokonferenz verlassen muss. Aber grundsätzlich bringt mich das “viel trinken” deutlich nach vorne.
Und immer eine Rolle für Kekse im Kühlschrank! Im Dezember habe ich eigentlich immer Keksteig im Kühlschrank, um spontan ein Blech Kekse zu backen. Das geht super mit den Friesenkeksen. Ansonsten hab ich auch ein paar Rezepte dazu in meinem Weihnachts-E-Book.
Meine Neuentdeckung
Ich probiere gerade eine neue Pflegeserie aus und setz mich mit meiner Haut auseinander. Ich hatte in den letzten Monaten häufig das Gefühl, fahl und schlaff auszusehen. Also habe ich nur geschminkt das Haus verlassen. Natürlich kommt das zum einen auch aus der Ernährung, aber zum anderen natürlich auch aus meiner fehlenden Selbstfürsorge und Pflege. Und ehrlich gesagt muss ich da besser werden. Ich bin jetzt 43 Jahre alt und möchte eigentlich die nächsten 30 Jahre noch frisch aussehen. Also mach ich jetzt was dafür. Wenn es gut wird, werde ich Euch davon berichten…
Ja – das war der November! Ich freue mich schon auf die Zeit zwischen den Jahren. Wir sind noch gar nicht sicher, wie wir die Weihnachtstage verbringen. Hier steht alles noch ein bisschen in den Sternen! Aber wir werden es wuppen!
So lange freue ich mich auf die nächsten Wochen. Wir haben viel vor und machen das Beste aus der Situation.
Alles Liebe
Claretti
Blogger, Stylist, Tastemaker – als Stylistin aus Hamburg und Nordfriesin lebe ich inzwischen zwischen Stadt und Land, mit Familie und immer einem Lachen auf den Lippen. Seit 2011 gibt es diesen Blog auf dem ich mehrfach die Woche neue Ideen und Inspirationen mit Euch teile. Ob Rezepte, DIYs, Reisen oder einfach nur persönliche Geschichten. Schön, daß Ihr da seid….
Heike sagt
Ein schöner Novemberrückblick, da war ja viel los bei euch. Auf das der Dezember ruhiger wird. ❤️
tastesheriff Clara sagt
Hach, ich bin schon ganz gespannt auf den Dezember! Ruhiger wird es aber wohl eher nicht..
Ich wünsche Dir eine tolle Adventszeit!
Alexandra sagt
Ich finde es so toll zu lesen, wie es mit eurer Gastfamilie läuft. Wir lebten auch von April bis August mit einer ukrainischen Mutter mit ihrer Tochter zusammen, so als Frauen-Wg unter der Woche. Die sprächlichen Hürden sind schon sehr groß und es war auch immer wieder lustig, was bei der Übersetzung app rauskam. Wir haben viel über die Ukraine gelernt kulinarisch sowie kulturell. Meine Jüngste hat sogar ein paar russische Wörter angenommen gehabt und bei uns wird immer noch ein Halabuda gebaut. Halabuda nannte meine Mitbewohnerin ein Kinderlager, was aus Decken gebaut wurde. Eine Wohnung zu finden in einer Großstadt ist echt schwierig. Zum Glück war unser Vermieter echt toll und meine Mitbewohnerin konnte unsere Wohnung in München übernehmen, als wir ausgezogen sind. Wir wünschen euch noch viele schöne Moment mit euren Gästen und das sie bald auch eine eigene Wohnung finden. Ganz liebe Grüße Alexandra
tastesheriff Clara sagt
Liebe Alexandra, das klingt nach einer richtig guten Zeit bei euch und nach tollen Erinnerungen! Ich versuche sie bei der Wohnungssuche zu unterstützen und bin guter Dinge, dass wir schon eine schöne Wohnung finden werden..
Liebe Grüße und hab’ eine tolle Vorweihnachtszeit!